Corona hat vieles in unserem täglichen Leben verändert. Auch meine Arbeit als Bundesrätin ist davon ganz gravierend betroffen. Nahezu wöchentliche Sondersitzungen in Wien und Anreisen unter schwierigsten Bedingungen verlangen derzeit auch einiges von mir und meiner Familie ab. Ganz besonders herausfordernd war der Jänner. Gleich drei Sitzungen des Bundesrates standen auf dem Programm, damit wichtige Gesetze umgehend beschlossen werden konnten.
Dass wir Vorarlberger Bundesräte von allen Abgeordneten die weiteste Anreise haben, ist wohl unumstritten. Da nun coronabedingt schon länger keine Flieger mehr von Altenrhein nach Wien fliegen, reisen wir schon seit geraumer Zeit zu zahlreichen Sondersitzungen via Zug. Die Anreise mit dem Zug bedeutet für mich gleichzeitig auch, dass ich mehr Zeit einplanen muss und daher oft schon am Vortag anreisen muss. In meinem Fall bedeutet das wiederum einen Babysitter für einen zusätzlichen Tag für Timo zu organisieren. Dazu kommt, dass dies oft relativ kurzfristig passieren muss, da die Notwendigkeit einer Sondersitzung meist sehr spontan bekannt wird. Um möglichst wenig Fremdbetreuung für Timo in Anspruch nehmen zu müssen, versuche ich daher auch so knapp wie möglich zu den Sitzungen anzureisen.
Das wurde mir jedoch vor einigen Wochen bereits zum Verhängnis, da mein Zug aufgrund eines technischen Defekts mehr als 1,5 Stunden Verspätung hatte und ich somit einige Minuten zu spät zu meiner Sitzung gekommen bin. Da es sich um eine Sondersitzung handelte und es nur wenige Tagesordnungspunkte zu beschließen gab, befand ich mich 3 Stunden später dann wieder auf der Heimfahrt – leider wieder mit etwas Verspätung. Insgesamt habe ich an diesem Tag somit 15 Stunden im Zug verbracht. Dass dies natürlich alles mit Maske passiert, muss ich wohl nicht extra erwähnen. Als gelebter Optimist war ich davon überzeugt, dass die nächste Anreise bestimmt problemlos sein wird. Aber da habe ich mich ordentlich getäuscht.
Wieder eine Sondersitzung stand auf dem Programm und ich wollte – um ein Zuspätkommen zu verhindern – am Abend davor anreisen. Doch das Schneechaos in Vorarlberg setzte ein und so kam mein Taxi zum Bahnhof auf dem schmierigen Untergrund nicht sehr weit und wir rutschten nur so dahin. Zu allem Überfluss bekam ich dann von der ÖBB die Nachricht, dass mein Zug aufgrund den Schneemassen und der erhöhten Lawinengefahr am Arlberg gecancelt wurde. Als ich mich dann beim Kundenservice der ÖBB über den nächstmöglichen Zug nach Wien erkundigt habe, sagte mir der freundliche Mann nur: „Heute fährt voraussichtlich kein Zug mehr. Bitte bleiben Sie daheim, Frau Eder“. Unter normalen Umständen würde man es sich bei einer heißen Schokolade auf der Couch gemütlich machen und dem Schneetreiben zusehen. Aber als Abgeordnete im Bundesrat ist das nicht so leicht. Denn es herrscht ein knappes Mehrheitsverhältnis (ÖVP und Grüne haben 30 Bundesräte und SPÖ, FPÖ und Neos zusammen 31). Somit kommt es also bei Gesetzesbeschlüssen auf die Anwesenheit jedes einzelnen Abgeordneten an. Sind Abgeordnete z.B. krankheitsbedingt abwesend, so hat die Opposition gute Chancen, ein Gesetz zu Verzögern oder zu Beeinspruchen. Da wir also dringend nach Wien mussten, haben meine Bundesratskollegin und ich uns kurzerhand entschlossen, mit dem Auto zu fahren. Die ersten Kilometer gestalteten sich aber auch da aufgrund dem Schneefall und dadurch entstandenen Staus sehr herausfordernd. Aber schlussendlich konnten wir um Mitternacht das Hotel erreichen, wo ich dann nach ein paar Stunden Schlaf an der Plenarsitzung teilnehmen und mitstimmen konnte.
Auch die Heimreisen gestalteten sich leider nicht weniger problemlos. Da die Sitzungen aufgrund dringlicher Anfragen der Oppositionsparteien meist länger als geplant dauerten, verpassten wir auch den letztmöglichen Zug und mussten daher noch eine Nacht im Hotel bleiben.
Insofern bin ich jetzt froh, dass wir im Februar eine Sitzungspause haben und keine geplanten Sitzungen stattfinden. Auch wenn mir natürlich bewusst ist, dass diese Probleme klein, ja geradezu winzig im Vergleich zu den Problemen vieler anderer Menschen sind, so helfen mir folgende Dinge, die Situation mit Humor zu nehmen:
- Das Wissen, dass es deutlich Schlimmeres gibt, als ungünstige Anreisen
- Die Hoffnung und Zuversicht, dass es bald wieder besser wird
- Das Mitgefühl und die Anteilnahme meiner lieben Bundesratskollegen