Endlich: Lohn statt Taschengeld für Menschen mit Behinderung

Kürzlich wurde im Ministerrat eine Richtlinie auf den Weg gebracht, die ermöglichen soll, dass Menschen mit Behinderung endlich Lohn statt Taschengeld bekommen. Vorarlberg macht jetzt schon vor, wie das aussehen könnte.

Es ist Freitagmorgen, 8.30 Uhr. Lara und Andi kommen gerade am Sunnahof in Tufers an. Laras Job ist es, Menschen wie Andi am Bahnhof ihres Wohnorts abzuholen und sie zu ihrem Arbeitsplatz und wieder nach Hause zu begleiten. Die 34-Jährige arbeitet als Mobilitätsassistentin für den Verkehrsverbund Vorarlberg. Damit hat Lara etwas, was die meisten der rund 28.000 Menschen mit Behinderung, die in Österreich in Beschäftigung sind, derzeit noch nicht haben, nämlich einen „ganz normalen“ geringfügigen Job – mit allem, was dazugehört: Gehalt, Sozialversicherung und Anspruch auf Krankenstand und Urlaub.

Nachahmenswerte Modelle aus Vorarlberg

Möglich macht das eine Dienstleistung, mit der Vorarlberg in der Inklusionsfrage den anderen Bundesländern weit voraus ist. „JobKombi“ heißt das Angebot, in dem Menschen mit Behinderung vom Sunnahof angestellt und betreut werden und über ein Leasingmodell in Unternehmen mitarbeiten. Mit Lara sind es sechs Personen, die derzeit auf diesem Weg berufstätig sind. Das Modell schafft echte Chancen auf einen Übergang in den ersten Arbeitsmarkt. Acht weitere Menschen haben bereits eine fixe Anstellung in einem Vorarlberger Unternehmen und werden in einer sogenannten Jobassistenz begleitet. Auch andere Einrichtungen wie das ifs oder die Caritas bieten in Vorarlberg ähnliche Modelle an. Für die meisten Menschen mit Behinderung in Österreich ist derzeit jedoch eine Beschäftigung in einer tagesstrukturellen Einrichtung die einzige Möglichkeit, einer Tätigkeit nachzugehen. Da sie dort aber nicht als Arbeitnehmende gelten, bekommen sie in der Regel nur ein kleines Taschengeld und sind zudem weder sozial- noch pensionsversichert. Das soll sich nun bald ändern.

Inklusion am ersten Arbeitsmarkt als Ziel

Im ersten Schritt stellt die Bundesregierung 36 Millionen Euro zur Verfügung. Die Länder sollen weitere 18 Millionen beisteuern. Damit sollen Projekte finanziert werden, die Menschen mit Behinderungen den Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt ermöglichen. Also solche Projekte, wie sie etwa am Sunnahof bereits seit Jahren erprobt sind. Benno Scherrer leitet die Inklusionskoordination am Sunnahof. Für ihn ist die angekündigte Richtlinie ein wichtiges Signal: „Für Menschen mit Behinderung sollte es selbstverständlich sein, ihre Talente direkt in ein Unternehmen einbringen zu können. Dass es zur Förderung solcher Projekte nun auch Unterstützung vom Bund geben soll, ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.“

Ein Meilenstein ist geschafft

Auch für mich persönlich ist die angekündigte Richtlinie ein Meilenstein. Denn schon als ich ganz neu im Bundesrat war, hatte ich das Thema „Lohn statt Taschengeld“ im Gepäck. Und wer mich kennt, weiß, wie hartnäckig ich sein kann, wenn mir etwas wichtig ist. Dass diese Richtlinie jetzt endlich kommen wird, freut mich deshalb ganz besonders. Die Details dazu werden derzeit ausgearbeitet und sollen in ein paar Wochen im Bundesrat beschlossen werden. Es wird eine Herausforderung werden, alle Bundesländer unter einen Hut zu bekommen. Doch gute Beispiele, wie es funktionieren könnte, gibt es genug. Dafür muss man nur einmal in Vorarlberg vorbeischauen, zum Beispiel am Sunnahof in Tufers.

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