Brücken statt Barrieren

Auch 2024 stehen Menschen mit Behinderung noch immer vor zahlreichen Hürden im Alltag. Eine vor der Sommerpause beschlossene Gesetzesnovelle soll helfen, Brücken zu bauen und Barrieren einzureißen.

Seit einem Skiunfall als 18-Jährige sind meine Krücken mein täglicher Begleiter. Das ist eine Tatsache, mit der ich mich in den vergangenen Jahren sehr gut arrangiert habe. Dennoch weiß ich aus eigener Erfahrung wie es ist, tagtäglich mit „Behinderungen“ konfrontiert zu sein, und gegen Barrieren – physische, soziale, aber auch bürokratische – anzukämpfen. Besonders gut erinnere ich mich an eine Situation aus meiner Studienzeit. Damals, ich war noch auf den Rollstuhl angewiesen, wurde ich zwei Mal hintereinander von einem vollen Bus nicht mitgenommen. Die Zeit, in der ich auf den dritten Bus gewartet und gehofft habe, dass dieser mich nun endlich einsteigen lässt, war für mich verlorene Zeit, die eine schmerzhafte Erkenntnis mit sich brachte: Eine Welt, die nicht für alle zugänglich ist, kann sehr isolierend sein. Solche Erfahrungen müssen endlich der Vergangenheit angehören. Mit der Novellierung des Bundesbehindertengesetzes und des Behinderteneinstellungsgesetzes haben wir einen wichtigen Schritt in diese Richtung gesetzt.

Eine starke Stimme für Menschen mit Behinderung

Wesentliche Änderungen gibt es etwa für die großen Interessenvertretungen: für den Bundesbehindertenbeirat, die Behindertenanwaltschaft und den Österreichischen Behindertenrat. Der Bundesbehindertenbeirat soll zukünftig nicht nur das Sozialministerium, sondern die gesamte Regierung beraten. Dafür wird die Zahl der Beiratsmitglieder aufgestockt. Somit ist sichergestellt, dass wir Menschen mit Behinderung eine starke Stimme in allen Ministerien haben. Die Behindertenanwaltschaft wird aufgewertet, es gibt zukünftig in Graz und in Salzburg Anlaufstellen vor Ort, die regional bei Diskriminierungserfahrung unterstützen und beraten. Zudem soll der Österreichische Behindertenrat, der als Dachorganisation mehr als 85 Mitgliedsorganisationen in Österreich vertritt, mit jährlich 870.000 Euro finanziell abgesichert werden.

Inklusion im Großen und im Kleinen

Eine Barriere, die oft unterschätzt wird, ist die Bürokratie. Hier gibt es im nächsten Schritt bei der Beantragung oder der Verlängerung eines Behindertenausweises ebenfalls eine kleine Erleichterung: Zukünftig wird es nicht mehr notwendig sein, ein Foto auf Papier zu bringen, wenn bereits eines in der Datenbank vorhanden ist.

In Summe setzen alle diese großen und auch kleineren Maßnahmen ein ganz klares Zeichen, nämlich: Wir nehmen die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung ernst. Wir bauen Barrieren ab und Brücken auf – für eine Gesellschaft, in der Inklusion nicht nur ein Wort, sondern tatsächlich auch gelebte Realität ist.

Kontakt

M: info@heike-eder.at

Anmeldung zum Vortrag in Tschagguns

Donnerstag, 26. September 2024, Genießerhotel Montafoner Hof, Start: 19:00 Uhr

Anmeldung zum Vortrag in Bludenz

Dienstag, 24. September 2024, ZEMMA Pfarrzentrum Hl. Kreuz, Start: 19:00 Uhr

Anmeldung zum Vortrag in Feldkirch

Freitag, 20. September 2024, Saal der Arbeiterkammer, Start: 19:00 Uhr